Aufgrund des akuten Arbeitskräftemangels hat Deutschland eine Reihe von Maßnahmen zur Modernisierung des Einwanderungsgesetzes auf den Weg gebracht. Die Regierung hat auch vorgeschlagen, ein Punktesystem nach kanadischem Vorbild einzuführen, um Arbeitnehmer einzuladen, die Deutsch sprechen oder über entsprechende Fähigkeiten verfügen.
„Für viele Unternehmen ist die Suche nach Fachkräften bereits ein existenzielles Thema“, betonte Arbeitsminister Hubertus Heil mit dem Hinweis, dass Branchen wie Technik und Handwerk, Gastronomie, Logistik, Bildung und Pflege derzeit zu kämpfen hätten.
Nach Angaben der Regierung würde das Land bis 2035 sieben Millionen qualifizierte Arbeitskräfte benötigen, während Experten zitieren, dass jährlich 400.000 zusätzliche qualifizierte Einwanderer aufgenommen werden müssen.
So sehen die neuen Regeln aus:
Opportunity Card nach Punktesystem: Die Regierung plant die Einführung einer „Opportunity Card“ auf Basis eines Punktesystems, das Faktoren wie Qualifikation, Alter, Sprachkenntnisse und Berufserfahrung berücksichtigt.
Holger Bonin, wissenschaftlicher Leiter am Institut für Arbeitsökonomie, kritisiert die Pläne gegenüber der DW: “Bevor jemand einen Arbeitsvertrag unterschreiben kann, muss er Nachweise erbringen, die er in anderen Ländern nicht vorweisen muss.”
Anerkennung ausländischer Bildungsabschlüsse: Das Verfahren zur Anerkennung ausländischer Abschlüsse soll vereinfacht werden. Beispielsweise können Kandidaten jetzt Dokumente in Englisch oder anderen Sprachen einreichen, anstatt eine beglaubigte Übersetzung zu verlangen.
Darüber hinaus können einige Berufstätige ohne deutsche Anerkennung ihres Abschlusses einen Antrag auf Zuwanderung stellen. Voraussetzung wären mindestens zwei Jahre Berufserfahrung und ein im Herkunftsland anerkannter Abschluss.
Berufssprachlicher Unterricht für Asylsuchende: Die Regierung plant außerdem, Integrationskurse und berufsbezogener Sprachunterricht für alle Asylsuchenden anzubieten, unabhängig davon, wie stark ihre Aussichten auf einen dauerhaften Verbleib im Land sind
Änderungen zur EU-weiten Blauen Karte: Vor 10 Jahren wurde in Deutschland die EU-weite Blaue Karte für hochqualifizierte Fachkräfte eingeführt. Jetzt schlägt das Land vor, es auf nicht-akademische Berufe auszudehnen, darunter Köche und Bauexperten bis hin zu Energietechnikern und Lkw-Fahrern, um dem Arbeitskräftemangel entgegenzuwirken.
Neue Regeln für Studenten und Praktikanten eingeführt: Deutschland will auch, dass mehr Menschen aus dem Ausland kommen, um zu studieren oder einen Beruf zu erlernen und dann mit den erlernten Fähigkeiten hier zu arbeiten. Damit dürfte die „Vorrangprüfung“ für die Ausbildung abgeschafft und auch neben dem Studium gearbeitet werden.
Ausländische Studierende mit ausreichenden Deutschkenntnissen dürfen Praktika bis zu einer Dauer von sechs Wochen ohne Zustimmung der Bundesagentur für Arbeit absolvieren.